2. Relationen

Relationen werden in SeeMe durch Pfeile dargestellt.
Wenn keine anderen Angabe gemacht sind, haben die Pfeile eine Standardbedeutung, die von den Elementen abhängt, die durch die Pfeile verbunden sind.
Eine Relation beginnt mit einem Ankerpunkt an ihrem "Start-Element" und endet mit dem anderen an ihrem "End-Element".

2.1 Die neun Standardrelationen

Es gibt neun einfache Standardrelationen, die in diesem Kapitel erläutert werden.

2.1.1 Rolle führt Aktivität aus

R führt die Aktivität A vollständig aus.
Falls nichts anderes ausgedrückt ist, schließt dies mit ein, dass R die Initiative für die Durchführung von A ergreift und auch für das Ergebnis der Durchführung die Verantwortung trägt.
Die Wirkung, die A auf R hat, muss nicht durch eine zusätzliche Relation ausgedrückt werden.

2.1.2 Aktivität verändert eine Entität

A verändert die Entität E. Diese Veränderung betrifft Eigenschaften von E, die sie als Ganzes kennzeichnen, also nicht nur Teile von E. Die Aktivität steuern verändert z.B. ständig solche Eigenschaften. Eigen-schaften werden i.d.R. durch Attribute beschrieben.
Veränderungen können auch vorgenommen werden, indem Elemente, die zu E gehören, gelöscht oder hin-zugefügt werden oder die Beziehungen zwischen ihnen verändert werden. Falls jedoch die Grundstruktur einer Entität verändert wird, ist dies gesondert darzustellen (s. Meta-Relationen)
Die implizite Nutzung der veränderten Entität muss nicht zusätzlich dargestellt werden.
Die Veränderung von E kann erst als abgeschlossen an-gesehen werden, wenn A vollständig ausgeführt ist.

2.1.3 Eine Entität gehört zu einer Rolle

Die gehört-zu-Relation bedeutet, dass R über die gesamte Entität E verfügt. Das heißt, dass R mehr Zugriffsrechte oder Nutzungsrechte bzgl. E hat als andere Rollen.
Ferner kann R Zugriffs- oder Nutzungsrechte anderen Rollen zuordnen oder entziehen.
Die gehört-zu-Relation repräsentiert einen Sachverhalt, der sich aus sozialen Strukturen und der Eigenarten einer Rolle ableiten. Dies kann zu Konflikten mit technischen Sachverhalten kom-men, wenn z.B. ein alleiniges Zugriffsrecht mit einen Systemadministrator geteilt werden muss.
Ein erzeugtes E gehört zunächst der erzeugenden Rolle.

2.1.4 Eine Aktivität wird gefolgt von einer anderen

A2 folgt auf A1, wenn A1 vollständig durchgeführt wurde. Der Übergang von A1 nach A2 benötigt keine Zeit.
Hier wird deutlich, dass eine Relation eine Klasse von Übergängen repräsentiert, die mehrmals instantiiert werden kann.
Die Instantiierung der Relation wird-gefolgt-von drückt aus, dass A1 und A2 Teil einer gemeinsamen Instan-tiierung sind, innerhalb derer A2 nicht startet, bevor A1 beendet ist.

2.1.5 Eine Aktivität beeinflußt eine Rolle

Soziale Sub-Systeme, die von Rollen repräsentiert werden, können nicht in gleicher Weise gesteuert werden, wie technische Systeme. Ihr Verhalten ist von aussen nicht determinierbar, sondern nur beeinflussbar.
Die Relation zeigt einen Einfluss, der auf die gesamte Rolle ausgeübt wird und zwar solange, bis A abgeschlossen ist.
Ereignisse, Entitäten und Rollen können nur mittels einer Aktivität eine Rolle beeinflussen.

2.1.6 Eine Entität wird von einer Aktivität benutzt

Die wird-benutzt-von Relation ordnet alle Arten von Entitäten als Ressourcen einer Aktivität zu, die die Durchführung dieser Aktivität A unterstützen oder erst ermöglichen oder sogar vollständig übernehmen.
Dabei wird die gesamte Aktivität von der gesamten Entität unterstützt oder ermöglicht.

2.1.7 Eine Rolle hat durchsetzbare Erwartungen an eine andere

Rollen richten Erwartungen an andere Rollen. Diese Relation wird einge-tragen, wenn Rollen psychologisch, wirtschaftlich, rechtlich, militärisch oder ähnlich in der Lage sind durchzusetzen, dass die andere Rolle diesen Erwartungen nachkommt. Falls ein symmetrisches Verhältnis vorliegt, werden zwei Pfeile eingetragen, sonst der stärkere Erwartungsdruck; so lassen sich Hierarchien darstellen.

2.1.8 Eine Entität ist einer anderen zugeordnet

Die Relation ist-zugeordnet-zu wird immer eingetragen, wenn zwei Enti-täten als Ganze zueinander in Beziehung stehen. Die Art der Beziehung oder die Perspektive, unter der die Beziehung vom Modellierer betrachtet wird, bestimmt die Richtung der Relation. So kann die Existenz von E1 der Existenz von E2 vorausgesetzt sein oder E2 ist die umfassendere oder allgemeinere Entität.

2.1.9 Eine Rolle wird durch eine Entität beschrieben

Eine Rolle kann durch eine Entität beschrieben werden. Die Entität beinhaltet Beschreibungen, die für die Rolle als ganzes relevant sind.
Die Relation wird nur aufgestellt, wenn die Beschreibung so vorliegt, dass sie anderen Rollen zugänglich sein kann.
Auch wenn sich die Beschreibung auf die Rolle als Ganzes bezieht, kann diese niemals vollständig beschrieben werden

2.2 weitere Relationen

2.2.1 unspezifizierte Relation

Zwei Elemente stehen zueinander in Beziehung, ohne dass dies genauer spezifiziert ist.

2.2.2 Doppelrelation

Die Doppelrelation dient als abkürzende Darstellung für zwei Relationen. Dabei können auch Relationen unterschiedlichen Typs zusammengefasst werden.

2.2.3 Angedockte Entitäten

Durch das Anhängen einer Entität kann der Typ der Relation in Abweichung von der Standardbedeutung festgelegt werden.

2.2.4 Aggregation

Es wird ausgedrückt, dass B Teil von A ist, also dieselben Eigenschaften hat,
als wenn es als Sub-Element von A dargestellt wäre (umgekehrt präsentiert aber nicht jedes Sub-Element eine Aggregation).
Die Relationen, die mit A als ganzem verbunden sind, gelten auch für B.
Falls A schon Sub-Elemente hat, wird mit der Aggregation von B u.U. eine neue Perspektive der Zerlegung eingeführt.

2.2.5 Vererbung

Der Vererbungspfeil zeigt auf das Element (A), von dessen Art das andere Element (B) ist.
Das heißt, dass B die Eigenschaften und die Struktur von A erbt (Sub-Elemente und Attribute),
sowie dessen Beziehungen (mittels Relationen dargestellt) zu anderen Elementen.

2.2.6 Metarelation

Mit Meta-Relationen wird ausgedrückt, dass Rollen, Aktivitäten oder Entitäten die Struktur einer Rolle, Aktivität oder Entität modifizieren können.
Von Meta-Relationen wird gesprochen, weil sie auf Basis-Elemente verweisen, deren Struktur nicht in der dargestellten Weise stabil bleibt, sondern sich unter dem Einfluss anderer Elemente ver-ändern kann. Diese Veränderung kann nicht als Änderung von Attributwerten dargestellt werden.
Die Struktur wird wesentlich durch die Einbettung von Sub-Elementen und den Relationen zwischen ihnen bestimmt.
Meta-Relationen können Emergenz symbolisieren.

2.2.7 Einbettung

Einbettung lässt sich auch als besondere Relation verstehen, die nicht durch einen Pfeil dargestellt werden muss, aber ggf. durch einen Pfeil dargestellt werden könnte.

Einbettung kann als Relation verstanden werden, die nicht näher spezifiziert werden muss. Einbettung kann eine Zuordnung, ein Enthaltensein, Aggregation, Vererbung oder auch anderes bedeuten.
Bei Bedarf kann man die Relation zwischen eingebettetem und übergeordnetem Element eintragen, um sie zu betonen oder ihre Eigenschaft zu explizieren.

2.3 Spezifizierung von Relationen durch Basis-Elemente

Basis-Elemente können mit Relationen an Relationen annotiert werden, indem sie auf einen Spezifikator zeigen (Halbkreis). Diese Annotations-Relationen sind von speziellem Typ mit folgender Bedeutung: Die annotierte Rolle hat das Interesse, dass der durch die Relation gekennzeichnete Übergang zu Stande kommt, also die Relation instantiiert wird. Die annotierte Aktivität unterstützt die Instantierung der Relation aktiv. Die annotierte Entität ermöglichen die Instantierung der Relation, indem sie als Resource oder Werkzeug dient.

Beispiel:

Der Arbeitnehmer (AN) hat das Interesse, dass die Aktivität „Gehalt überweisen“ durch den Arbeitgeber (AG) abgeschlossen wird, bzw. dass die Relation realisiert wird, die letztlich das Abheben des Gehalts ermöglicht.